Von Panama zu den Marquesas Französisch-Polynesien
Impressionen
Es geht los! Einmal quer über den Pazifik.
Genau vor vier Jahren, am 12. Mai, sind wir in Laboe aufgebrochen, um unsere Segelreise zu beginnen. Das Datum passt perfekt zu unserem Plan, die Pazifikpassage zu den Marquesas Französisch-Polynesien zu starten. Wir sind gut vorbereitet. Haben alle nötigen Wartungen durchgeführt, ordentlich verproviantiert, Abschied in der kleinen Marina Vista Mar Panama gefeiert und den Mitseglern unserer kleinen Pazifikflottille viel Glück gewünscht.
Gemeinsam mit der SY Paradise und der SY Jangada starten wir von der Marina Vista Mar nördlich von Panama City unsere bisher längste Reise quer über den Pazifik.
Die Wetterbedingungen erlauben uns, die Segel zu setzen. Wir drehen die Manatee in den Wind und dann … ein aufgeregtes Piepen dringt aus dem Motorraum an mein Ohr. Wir schauen nach und die Schlauchverbindung vom Krümmer zum Wassersammler hatte ein Leck.
Dieses Stück Abgasschlauch haben wir nicht kontrolliert. Kurz entschlossen fahren wir zur Marina zurück. Am Steg repariert es sich deutlich besser als bei unruhiger See und wer weiß, was sich noch so offenbart. Aber Glück gehabt. Wir haben alle nötigen Ersatzteile an Bord und die Reparatur geht schnell vonstatten. In der Zwischenzeit steht die SY Paradise ebenfalls wieder am Steg. Sie hatten ebenfalls Probleme, welche eine Umkehr erforderlich machten.
Nach kurzem Verarbeiten der Situation und einmal tief durchatmen, organisieren wir alles Nötige und genießen die gemeinsame Zeit.
Zwei Tage später, am 14. Mai, stechen wir erneut in See. Der Golf von Panama ist nicht so einfach zu passieren. Strömungen, Gegenwind und eine Menge treibender Baumstämme sind zu bewältigen. Entgegen allen Prognosen können wir trotz ruppiger Wellen die Segel setzen und meistern unsere ersten Meilen. Am Abend schläft der Wind ein, wir starten den Motor und fahren in die erste Nacht.
Auf unserer Atlantiküberfahrt kam die Welle meist von achtern, sodass wir gut im Vorschiff schlafen konnten. Nun ist alles irgendwie kreuz und quer und dieser Platz äußerst ungemütlich. In unserer Koje lässt der Lärm des Motors keinen Schlaf zu. Also richte ich unsere schmale Saloncouch als Schlafplatz ein. Nicht gerade viel Platz, doch hier ist es am ruhigsten und wir finden hier abwechselnd schnell in den Schlaf.
Unsere Wachwechsel stellen sich nach 3 bis 4 Tagen ganz automatisch ein. Auf diesen Törn geht Frank als erster in die Koje und ich löse ihn meist ca. zwei Uhr ab. Auf einen Wecker verzichten wir und auch auf einen akribischen Wechsel aller 3 oder 4 Stunden. So kommt jeder auf seine 5 bis 6 Stunden Schlaf und wir fühlen uns fit für die Herausforderungen auf See.
Das erste Drittel unserer Reise ist ziemlich unruhig. Die Wellen krachen gegen die Manatee. Der Wind ist unbeständig und die Meeresströmung gegen uns. Der Motor muss arbeiten und der Dieselstand sinkt. Bei unsrer Planung des Törns und der ständigen Wetterchecks haben wir aber genug Motorstunden eingeplant, noch zusätzliche Kanister Diesel gebunkert und so kommen wir beruhigt durch diese ungemütliche Wettersituation.
Wir nähern uns den Galapagosinseln, welche wir nördlich passieren wollen. Wegen der hohen Auflagen und den immens behördlichen Aufwand für Segler für den Besuch des Landes haben wir uns entschieden, dieses Archipel nicht anzusteuern.
Tölpel umkreisen uns und suchen sich an der Bugreling einen Platz, um ein wenig mit zu fahren. Die Taxifahrt scheint sich schnell herum zu sprechen und so landen regelmäßig 4 bis 5 Tölpel auf der Manatee. Bezahlt wird die Fahrt dann mit jeder Menge Sch …, welche dann wie ein Gemälde unsere Genua zierte. Vielen Dank ;-)
Am 26. Mai verlassen wir die Nordhalbkugel der Erde und passieren den Äquator. Wir gedenken Neptun, Poseidon, Rasmus und wie sie alle heißen, bitten um guten Wind und sanfte Wellen und opfern einen ordentlichen Schluck Sekt aus der Flasche dem wogenden Meer.
Nun sollte unsere Fahrt doch angenehmer werden. Ebenfalls an diesem Tag, hatten wir unsere erste Walsichtung und ein Herde Pilotwale begleitete uns ein Stück des Weges. Welch ein ereignisreicher Tag.
Wir kommen gut voran. Die Tage sind kurzweilig und zu unserer täglichen Bootsroutine gibt es immer etwas zu tun. Zur Entspannung gibt es Hörbücher, wir lesen, zeichnen oder schauen einfach den Wellen und Wolken zu. Die Angel kommt zum Einsatz und bald hängt auch der erste Mahi-Mahi am Haken. Eine willkommene Abwechslung in unserer Bordküche.
Die Sonnenauf- und untergänge und die damit verbundenen Färbungen des Himmels sind jeden Tag aufs Neue beeindruckend und lassen uns staunen. Aber auch die Nächte mit einem Meer an Sternen lassen uns ehrfürchtig nach oben blicken.
Doch Neptun schickt uns wieder kurze ungemütliche Wellen, welche uns durchschütteln. Squalls lassen den Wind aufbrüllen und erfrischen die Luft durch kurze Regenschauer.
Es ist manchmal anstrengend, doch die Stimmung bleibt gut an Bord.
Auf den letzten Meilen funktioniert die Rollanlage unseres Großsegels nicht mehr. Eine Latte ist gebrochen und unser Segel klemmt fest. Nach vielen Versuchen es doch noch zu befreien, fixieren wir es schließlich am Baum und an der Reling und segeln nur mit Genua weiter. Ärgerlich! Doch es funktioniert und wir kommen weiter gut voran.
Dann ist es so weit. In den Morgenstunden des 15. Juni taucht die Silhouette unserer ersten Südseeinsel auf. Hiva Oa.
Neptun schenkt uns noch einen Thunfisch zur Belohnung, den wir dankbar annehmen.
Immer deutlicher werden die Umrisse der Insel. Nach dem vielen Blau des Ozeans erwartet uns nun ein sattes Grün. Mit großartigen Gefühlen fahren wir in die kleine Bucht Tahauku und lassen gegen 12:20 Uhr den Anker fallen.
Geschafft!!!
Wir sind begeistert. Es riecht nach Erde, alles ist grün um uns, Hähne krähen am Ufer und die Crew der SY Pepper, welche Mitglied unserer Pazifikflottille war, begrüßt uns herzlich.
Alle Anstrengungen fallen einfach von uns ab. Nach 32 Tagen, 4053 Seemeilen, einem durchschnittlichen Etmal von 127 und ohne größere Reparaturen, genießen wir unsere Ankunft und sind glücklich, dieses Paradies der Erde erreicht zu haben.