Nun ist es soweit! Wir haben den 1. November 2024. Wieder einmal liegt unsere kleine Flottille im Päckchen an der Pier. Die Tanks werden gefüllt, und beim Ausklarieren werden Papiere ausgefüllt und Stempel gedrückt. Am Nachmittag ist alles erledigt, und wir starten mal wieder in die Weiten des blauen Pazifiks. Wir sind gut auf diese anspruchsvolle Passage vorbereitet. Schließlich verlassen wir den stetigen Passatwind auf unserer Route, und so meistern wir die ersten Wetterkapriolen um uns herum. In den letzten Tagen beruhigt sich die See, die Sonne scheint, und der Wind lässt unsere Manatee sanft durch die Wellen gleiten. Fantastisch!
Nach zehn Tagen sichten wir Land, nehmen von weitem schon den Geruch des Landes wahr, und die Sonne geht über den vorgelagerten Inseln auf. Was für ein Gefühl, wir sind auf der anderen Seite der Erde!
Unser erster Anlaufpunkt ist die Marsden Cove Marina im Nordosten Neuseelands. Am Quarantänesteg festgemacht, warten wir auf die Behörden, die unsere Manatee unter die Lupe nehmen. Neuseeland hat, wie Australien, sehr strenge Auflagen für die Einfuhr von Lebensmitteln und Gegenständen. Leider fallen ein paar Dosen Wurst diesen Regeln zum Opfer und landen im Müll. Der anfallende Papierkram wird erledigt; es gibt nichts zu beanstanden, und wir dürfen das Land nun offiziell betreten.
Wie bei allen Seglern fallen auch bei unserem Boot Reparaturen an. Wir müssen unbedingt die Stopfbuchse der Welle tauschen. Dafür wird unsere Manatee einmal an Land geholt. Das im Voraus bestellte Ersatzteil liegt bereit und kann gleich eingebaut werden. In den frühen Morgenstunden schwimmt das Boot wieder im Wasser und ist startklar für die Weiterfahrt nach Whangarei.
Die Whangarei Marina wird für die kommende Zeit unser Zuhause werden. Der erste Eindruck gefällt uns gut: ein hübscher Ort mit Urlaubsatmosphäre und guter Infrastruktur. Das Richtige für uns, um auszuruhen und einige Pflegearbeiten an unserem Boot durchzuführen.
Doch bevor wir Neuseeland erkunden, geht es erst einmal mit dem Flieger einmal um den halben Erdball nach Deutschland. Familie und Freunde warten schon auf uns, und wir freuen uns sehr, unsere Lieben in den Arm zu nehmen. Die Zeit vergeht, wie so oft, viel zu schnell, und bald heißt es wieder Abschied nehmen und zurückfliegen. Den Jahreswechsel verbringen wir bereits in Whangarei. Wir blicken wir auf ein großartiges Jahr zurück. Über 8500 Seemeilen liegen im Fahrwasser des letzten Jahres. Unglaublich!
Eine einzelne Rakete steigt zur Begrüßung in den Himmel, und so gleiten wir ruhig in das Neue Jahr.
Es ist Zeit, unsere Umgebung näher zu erkunden. Wir entdecken wichtige Gewerke für Bootsarbeiten und haben den Pak'nSave, einen günstigen Supermarkt, gleich um die Ecke. Kleine Restaurants und Museen reihen sich am Ufer der Marina. Die goldene Kuppel des Hundertwassergebäudes steht im Zentrum, und das lustige Metallmännchen der Rolling Ball Clock strampelt eifrig, um uns die Zeit anzuzeigen. Rund um den Hatea-Fluss führt ein ca. 4 km langer Rundweg, vorbei an einladenden Spielplätzen, Fitnessgeräten, Kunstobjekten, Sitzgelegenheiten und grüner Natur. Dieser Loop wird von Einheimischen, Besuchern und natürlich auch von uns intensiv genutzt.
Die Whangarei Falls sind mit einer kleinen Wanderung durch den angrenzenden Kauri-Wald gut erreichbar, und auch Radfahren macht hier wieder Spaß.
Wir mieten ein Auto, um noch mehr zu sehen. Endlose Weiden ziehen sich durch das hügelige Land. So viele Rinder wie hier haben wir noch nie gesehen. Ortschaften sind weit entfernt, Briefkästen reihen sich an den Straßenrändern zu kleinen Nebenstraßen der Grundstücke. Ab und zu sieht man ein paar Schafe, ein paar Pferde und dann wieder Rinder und Weiden…
Es geht nach Auckland und hinauf zum Sky Tower. Von dort haben wir eine fantastische Sicht auf die sich weit ausbreitende Stadt. Doch das lange Autofahren macht uns keinen Spaß, und so zieht es uns immer wieder ans Meer. Die salzige Luft, das Rauschen des Meeres und die langen Strände laden zu Spaziergängen ein. Wir beobachten Oystercatcher mit ihren langen Schnäbeln, sehen den Seeschwalben, Möwen und Surfern zu. Sogar Delfine entdecken wir in der Ferne, und ein Rochen ruht sich an einem Stein aus. Die Strände sind nie überfüllt, und an den Ufern stehen knorrige Bäume und bizarre Felsen.
Die Wälder Neuseelands mit ihren ursprünglichen Kauri-Bäumen und riesigen Silberfarnen sind ebenfalls sehr beeindruckend. Vögel rufen, und die Grillen sorgen für einen ordentlichen Geräuschpegel. Zum Schutz der Wälder geht es immer durch eine Schleuse. Oft sind auch Wege angelegt, die zu den Attraktionen führen. Für größere Wanderungen sollte man sich immer einen Trail suchen.
Überhaupt ist in Neuseeland alles sehr ordentlich angelegt. Es gibt Trinkwasserhähne, Picknickplätze und öffentliche Toiletten. Den Müll nehmen wir wieder mit und entsorgen ihn zu Hause.
Die Landschaft Neuseelands erinnert uns an die Schweiz, an englische Küsten, ein wenig an die Ostsee oder Schleswig-Holstein in Deutschland.
Neben unseren kleinen Ausflügen bekommt unsere Manatee ihr wohlverdientes Pflegeprogramm. Unsere leidige Baustelle Teakdeck bekommt hier einen Anstrich mit Kiwi Grip, es wird gespachtelt, geschliffen, lackiert, gestrichen. Das Getriebe wird repariert, der Motor und Generator werden gewartet, das Vorsegel genäht und so weiter.
Die Zeit vergeht, und nach dreimonatigem Aufenthalt müssen wir einmal das Land verlassen. Das bedeutet entweder viel Papierkram und zusätzliche Kosten oder einfach einmal ausreisen. Wir verbinden das Notwendige mit dem Schönen und machen für vier Tage einen Abstecher mit dem Flieger nach Sydney. Super Idee, super Stadt, über die ich im nächsten Beitrag berichten werde.
Das Meiste haben wir erledigt. Und während auf der Nordhalbkugel die Narzissen ihre Köpfe recken, beginnt es hier herbstlich zu werden. Schon verrückt. Wir genießen noch die verbleibende Zeit, bis sich das passende Wetterfenster Ende April, Anfang Mai öffnet und es wieder heißt:
„Leinen los!“
Für weitere Informationen stehe ich gern zur Verfügung.
© by Heike und Frank Reinecke
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