Der letzte Tag im Südseeparadies entpuppt sich als ausgesprochener Weltuntergangstag. Der Himmel öffnet sämtliche Schleusen. Es schüttet, blitzt und donnert. Um uns herum schwimmen Baumstämme aus dem Flussbett. Das Wasser hat die braune Färbung von Schlamm.
Nun ist es wohl wirklich Zeit, aufzubrechen.
Die Wetterlage haben wir ausgiebig geprüft. So ist der Entschluss gereift, über die nördliche Cook-Insel Suwarrow nach Tonga zu segeln. Unsere kleine Flottille macht sich bereit, und wir brechen am Nachmittag des 11. November zu unserer Weiterreise auf.
Eine Woche lang wieder Wind, Meer, Wolken und Wachwechsel. Nach anfänglich guter Fahrt erwischt uns dann doch die Flaute, und wir müssen den Motor nutzen.
Nach sieben Tagen ist Land in Sicht, und wir fahren durch die Einfahrt des Atolls.
Suwarrow, eine kleine, wunderschöne Naturidylle im Nirgendwo. Man muss schon etwas suchen, um diesen Ort auf der Landkarte zu finden, und doch gehört er zu den 15 Cook-Inseln im Pazifik. Hier leben von Mai bis November zwei Ranger als Wächter der Natur.
Nach erfolgreichem Ankermanöver kommen beide zu uns an Bord. Wir werden sehr freundlich willkommen geheißen, die Formalitäten zügig abgewickelt, und wir erleben unsere erste Einklarierung an Bord.
Die Natur ist beeindruckend. Das Geschnatter der ansässigen Vogelschwärme ist bis weit in die Nacht zu hören. Haie schwimmen neugierig um die Boote
und werden schnell immer mehr. Das Baden fällt daher knapp aus.
Segler verirren sich eher selten in dieses einsame und etwas abseits gelegene Atoll. Daher freuen sich die Ranger über neue Geschichten und kleine Geschenke wie Milchpulver, Kaffee, Bier und das ein oder andere Ersatzteil. Erfreut über die Abwechslung werden unsere drei Mannschaften zum BBQ am Strand eingeladen. Wir bringen Essen und Getränke an den Strand und werden dafür mit Kokosnusskrabben und Kokosnussmilch bewirtet. Ein wunderschönes, nachhaltiges Erlebnis für uns alle.
Die Kokosnusskrabben, übrigens die größten an Land lebenden Krebstiere der Erde, stöberten wir am Folgetag noch zwischen der wild wuchernden Pflanzenwelt auf. Beeindruckend, was die Natur uns bietet.
Aber unser Aufenthalt soll nur ein Zwischenstopp sein, um die Wetterkapriolen um Tonga abzuwettern. Also geht es nach drei Tagen weiter. Der Anker wird gelichtet, und wir machen uns auf den Weg.
Unterwegs gibt es mal kleine, aber auch sehr ausgiebige große Regenschauer. Die Wellen schaukeln sich auf und uns durch. Vom 25. zum 27. Oktober überspringen wir offiziell die Datumsgrenze. Den 26. Oktober hat es für uns nicht gegeben. Schon ein komisches Gefühl.
Die Sonne lässt sich wieder blicken, die Wellen werden sanfter. Am Nachmittag des 27. Oktobers erreichen wir die nördliche Insel des Königreich Tonga und machen an einer Boje fest. Geschafft!
Frisch ausgeschlafen und schon die ersten Arbeiten erledigt, fahren unsere drei Boote am Folgetag zur Pier, um einzuklarieren.
Wir liegen im Päckchen, wie in der Ostsee üblich, und werden nacheinander abgefertigt. Alles sehr freundlich und ohne Probleme.
Und da wir schon an Land sind, haben wir alle den hiesigen Markt als Ziel. Die Menschen sind hier superfreundlich. Die Preise für Obst und Gemüse sind mal wieder günstig. Also gibt es für den einen leckeren Salat und für den anderen süße Melone zum Abendbrot. Egal was, es ist ein Gaumenschmaus!
Zurück an unserer Boje geht es nun wieder mit dem Dingi an Land. Wir erkunden die unmittelbare Umgebung, schauen, welche Proviantmöglichkeiten wir haben, und entdecken einen kleinen Eisladen. Das gab es schon lange nicht für uns. Wir lassen es uns nicht nehmen, kaufen ein Eis und lassen es uns schmecken und genießen .
Auch Tonga bleibt nur ein Sprungbrett für unsere Weiterfahrt nach Neuseeland. Das bedeutet vorbereitende Arbeiten an Bord, insbesondere den täglichen Wettercheck und die Lagebesprechung. Die Überfahrt nach Neuseeland ist anspruchsvoll, da sie aus der Passat-Zone hinausführt und wir auf Hoch- und Tiefdruckgebiete achten müssen, die starken Wind, hohe Wellen oder Flauten bringen können. Wir beobachten daher mehrmals täglich die Wetterlage. bis sich ein passendes Fenster öffnet.
Noch einmal gemeinsames Treffen, noch einmal gemeinsam im Päckchen liegen und die Ausklarierungsprozedur erledigen, ein leckeres Eis, ein abschließendes Bier und dann geht es los. Es ist Nachmittag, der 1. November 2024, der Anker wird gelichtet …
Für weitere Informationen stehe ich gern zur Verfügung.
© by Heike und Frank Reinecke
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