Der letzte Kalendertag des Januars soll unser Tag sein, um nach Panama aufzubrechen. Gegen 10 Uhr verlassen wir gemeinsam mit der SY Paradise die Marina Santa Marta in Kolumbien. Trotz Wettervorhersage sind Wind und Welle noch heftig, sodass der Tag wenig komfortabel wird.

Endlich lässt der Wind nach und das Wellenbild wird ruhiger. So wird der zweite Teil unserer Reise wesentlich angenehmer. Delfine tauchen neben uns auf und spielen in den Wellen. Die zweite Nacht ist ruhig und wir erreichen nach 264 Seemeilen am 2. Februar,  Obaldia im Süden Panamas. Noch bevor der Anker fällt, zieht ein ordentlicher Regenschauer über uns hinweg und spült den Staub der letzten Wochen von unserer Manatee. Wir beschließen den Tag abzuwettern, freuen uns über den Regen und ruhen uns aus. Am kommenden Morgen geht es mit dem Dingi an Land zum Einklarieren. Nachdem viel Papier beschrieben und die Zarpe von 200 US-Dollar bezahlt wurde, dürfen wir uns auf Entdeckungstour begeben. 

Uns erwartet das wunderschöne Revier der San Blas Inseln mit seinen Bewohnern, dem Volk der Kuna Yala.

Das Segelrevier ist voll von Riffen und Untiefen, auf die wir penibel achtgeben müssen, um nicht aufzulaufen. Eine genaue Routenplanung ist daher unbedingt notwendig. Eine gute Orientierung bieten hier die Seekarten des Eric Bauhaus und die Sonarcharts von Navionics. 

Unser erster Stopp ist eine kleine Inselgruppe vor dem Ort Caledonia. Wir stehen allein mit unseren Segelfreunden der „Paradise“ zwischen kleinen Sandhaufen mit Palmen. Fischer fahren mit ihren Einbaumbooten am Ufer der Inseln vorbei. Nur das Vogelgezwitscher der Inseln klingt in unseren Ohren. Wir fühlen uns wie im Paradies. 

Gespannt fahren wir mit dem Dingi zum Dorf und werden freundlich begrüßt. Nachdem wir eine Liegegebühr von 10 US-Dollar für unsere Boote bezahlt haben, werden wir eingeladen, ihr Dorf zu besuchen. Caledonia ist eines der südlichsten Dörfer der Kuna Yala und noch sehr ursprünglich. Die Menschen leben in einfachen Häusern, meist bedeckt mit Dächern aus Palmenwedeln. Kinder kommen uns neugierig entgegen und strahlen uns mit einem breiten Lachen an. Die Frauen und Mädchen tragen ihre traditionelle Tracht, bestehend aus Mola, Wickelrock und Perlenschmuck an Armen und Beinen. Auf dem Sportplatz wird Basketball gespielt und wir werden überall freundlich begrüßt.

Auch in den nächsten Orten werden wir willkommen geheißen. In der Gemeinde Sasardi-Mulatupu dürfen wir in die Backstube schauen und werden eingeladen, gemeinsam mit den Frauen aus den Teiglingen kleine Brötchen zu formen. Wir haben Spaß und dürfen Fotos machen. 

In Ustupu lernen wir Andres kennen, einem Enkel des Revolutionärs Nele Kantule, der sein Leben für die Unabhängigkeit der Kuna Yala widmete. Stolz berichtet er über seine Geschichte. Immerhin wird in diesem Jahr der 99. Jahrestag zur Unabhängigkeit gefeiert.

In Mamitupu gibt es sogar eine kleine Fabrik, in der Kokosöl und Seifen hergestellt werden. 

Jedes Dorf ist ein bisschen anders, erzählt andere Geschichten. Die wackeligen Einbäume sind das Haupttransportmittel zwischen den Inseln. Notwendigen Lebensmittel und anderen Dinge des täglichen Bedarfs bringt ein Motorboot zu den Bewohnern. Frauen verkaufen ihre wunderschönen gestickten Molas. Diese werden aus vielen Schichten Stoff zu kunstvollen Applikationen verarbeitet. 

Wir sind beeindruckt, ein paar Einblicke in dieses für uns fremde Leben zu erhalten.

Je nördlicher wir in die Inselwelt der San Blas kommen, desto mehr Tourismus gibt es wieder. Wir teilen uns die wunderschönen Buchten mit vielen anderen Seglern, was nicht zu verdenken ist. 

Klares warmes Wasser und kleine Palmeninseln laden zum Verweilen ein.

Aber auch das Paradies ist nicht vollkommen. In der gesamten Region ist das Müllproblem leider allgegenwärtig. 

Es ist Zeit, diese trotz alledem wunderschöne Inselwelt zu verlassen. Nach unserem letzten Aufenthalt zwischen den Chichime Cays manövrieren wir unsere Manatee aus dem Riffgebiet und steuern das Festland Panamas an.